Ursprung des Weinbaus
Die Entstehung des Weinbaus reicht in die frühe Geschichte der menschlichen Zivilisation zurück und ist in Kleinasien sowie im Mittelmeerraum anzusiedeln. Funde von Traubenpressen und Gefäßen in der Gegend des sogenannten Zweistromlands (Mesopotamien, heute Teil der Staatsgebiete von Syrien, Irak und der Türkei) belegen seine Ursprünge bereits vor etwa 8000 Jahren. Die Beigabe von Weinamphoren im Grab Tut-Ench-Amuns zeigt, dass die Kultivierung von Wein auch im alten Ägypten stattfand.
Verbreitung fand das Wissen über die Gewinnung des Rebensaftes in Europa schließlich durch das antike Griechenland, wo etwa der Dichter Homer im 8. Jahrhundert v. Chr. von diesem Getränk berichtete und drei Jahrhunderte später Hippokrates, der Urvater der modernen Medizin, bereits einen gemäßigten Konsum des von Dionysos, dem griechischen Gott des Weines, dem Menschen überbrachten Trankes anmahnte. Durch die Kolonisation der Griechen fand der Weinbau seinen Weg nach Westeuropa und dort über Südfrankreich auch zu Rhein und Mosel. Deren Wissen wurde über die Etrusker an die Römer vermittelt, die das fest zu ihrem Alltag gehörende Getränk in ihren Provinzen wie etwa Spanien, Portugal, Frankreich und Deutschland verbreiteten und die Züchtung von Rebsorten sowie die Untersuchung und Weiterentwicklung der An- und Ausbaumethoden vorantrieben, die bis heute die Grundlage der modernen Rebsorten und Kellertechniken bilden.
Die Völkerwanderung und der Untergang des weströmischen Reiches führten zwar zu erheblichen Verlusten in Bezug auf die Weinkultur, insoweit konnte jedoch einiges Wissen durch die Klöster sowie durch die Förderung Karls des Großen bewahrt werden.
Die verheerenden Verwüstungen und Entvölkerungen Mitteleuropas durch den Dreißgjährigen Krieg führten zu einem starken Rückgang des dortigen Weinanbaus, übrig blieben nur die besonders günstigen Lagen an großen Flüssen als Handelswegen, im Übrigen wurde Wein vermehrt aus Südeuropa importiert, so dass sich in etwa die heutigen Weinregionen Europas herausbildeten.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Weinbau wissenschaftlich untermauert, was zu großen Fortschritten führte, allerdings auch die Einschleppung des Mehltaus sowie der Reblaus aus Nordamerika zur Folge hatte, die große Anbauflächen vor allem in Frankreich vernichtete. Dies führte zu geringeren Weinmengen und höheren Preisen auf dem Weinmarkt, so dass Länder wie Frankreich und Deutschland auf die verstärkt kursierenden Weinfälschungen mit rechtlichen Normierungen zum Ursprungs- und Herstellungsschutz reagierten. Die Harmonisierung der in den europäischen Weinbauländern gültigen Weingesetze stellt bis heute eine nicht zu unterschätzende Herausforderung für die Europäische Union dar.